Allgemeine Regeln für harmonische Begegnungen zwischen Kleinkindern mit Hunden

Kathrin Gastartikel 10 Kommentare

Ihr Lieben,
heute wieder ein toller Gastbeitrag von einer bedürfnisorientierten Mama und Hundetrainerin – Nerina Aupperle von
Canesance – die euch zeigt wie man Kind und Hund richtig zusammenbringt. Vielen Dank für Deine wichtigen Tipps und Hinweise, liebe Nerina!

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Nerina mit Tochter und Hund. (Fotografin: Kerstin Schädler)

Und euch viel Spaß beim Lesen!
Eure Kathrin

Einleitung von Nerina

Für viele Kleinkinder ist es faszinierend auf Hunde zu treffen. Sie wollen diese felligen Lebewesen erkunden, sich ihnen nähern und sie am liebsten streicheln. Eltern kann dies verunsichern, insbesondere wenn sie den Hund und seinen Charakter nicht kennen. Auch Hundehalter können nicht mit Sicherheit sagen, wie ihr Hund auf dieses spezielle Kleinkind reagieren wird, da Hunde sich nicht in jeder Situation 100%ig gleich verhalten.

Als Mutter einer kleinen Tochter, Hundehalterin und -trainerin konnte ich allerdings schon häufig beobachten, wie entspannt das Zusammensein von Kleinkind und Hund verlaufen kann, wenn sich alle Beteiligten mit Ruhe und Respekt begegnen. Vorausgesetzt sie halten sich an die im Folgenden beschriebenen, allgemeinen Regeln.

Immer unter Aufsicht

Kontakt zwischen Kleinkind und Hund sollte immer unter voller Aufmerksamkeit eines Erwachsenen geschehen. Dies gilt auch dann, wenn Kleinkind und Hund sich schon lange kennen und nie etwas passiert ist. Volle Aufmerksamkeit bedeutet, dass der Erwachsene nur darauf achtet und nicht nebenbei E-Mails beantwortet, telefoniert oder sich dem Gespräch mit anderen Erwachsenen zuwendet.

Beim ersten Kontakt mit fremden Hunden kann das Kleinkind zunächst auf dem Schoß eines Erwachsenen sitzen oder der Erwachsene kann sich zwischen Kleinkind und Hund setzen. Aufgeregte Hunde können zudem mit einer Leine durch den Halter abgesichert werden, um Hochspringen oder ähnliches zu vermeiden.

Wer nähert sich wem?

Hund-Kind

Fotograf: nobbe k

Im Idealfall ist es der Hund, der eingeladen wird, sich dem Kleinkind zu nähern. Beispielsweise, indem das Kleinkind auf dem Schoß eines Erwachsenen sitzt und dieser den Hund herbeiruft. Dabei sollte dies kein Muss für den Hund sein.

Krabbelt, stolpert oder rennt das Kind auf den Hund zu, fühlt sich dieser schneller bedroht und eingeschränkt. Dies gilt es zu vermeiden. Ist das Kleinkind neugierig und möchte andauernd zum Hund, sollte sich wie oben dargestellt ein Erwachsener zwischen die beiden positionieren, um rechtzeitig eingreifen zu können.

Kommt ein Hund (egal ob fremd oder vertraut) unangeleint auf das Kind zugerannt, ist es ebenfalls sinnvoll sich ruhig vor das Kind beziehungsweise zwischen Hund und Kind zu stellen.

Der fremde Hund

Kleinkinder sollten wissen, dass sie sich einem fremden Hund nie von alleine nähern/ ihn nie einfach so anfassen dürfen!

Zunächst sollte immer der Hundehalter gefragt werden, ob eine Annäherung an den Hund überhaupt erlaubt ist. Dann sollte der Hund „gefragt“ werden. Dies geschieht in der Form, dass der Hund am Kind schnüffeln kann, ohne direkt gestreichelt zu werden. Da dies für Kleinkinder schwer zu verstehen ist, wenn sie eigentlich kuscheln möchten, sollten sie durch die Arme der Eltern abgesichert sein. Erst wenn der Hund Interesse am Kleinkind zeigt, darf streicheln unter Begleitung eines Erwachsenen stattfinden.

Hinweis: Wird der Hund ohne vorheriges Schnüffeln einfach gestreichelt, kann er mit der Situation überfordert sein. Es ist möglich, dass er sich erschreckt oder sich räumlich eingeschränkt fühlt. Je nach Hund kann die Reaktion unterschiedlich ausfallen.

Kurze Interaktionen und Rückzugsort

Bei Kleinkindern in Interaktion mit fremden Hunden ist es für beide Seiten am besten, wenn die Begegnungen kurz und entspannt stattfinden. So können Kleinkind und Hund das Gelernte besser verarbeiten als bei langem Beisammensein ohne Pause und Ruhe.

Sind Eltern und Kleinkind zu Besuch bei Hundehaltern, so sollte der Hund eine Rückzugsmöglichkeit haben, die für das Kind unerreichbar und tabu ist. Hier kann sich der Hund nach der Begegnung entspannen und sicher fühlen. Möglichkeiten bieten hierbei Kindergitter oder Kennels/Boxen.

Wie kann das Kleinkind Hunde streicheln und seine Zuneigung zeigen?

Kleinkinder umarmen gerne; sie halten fest, wen sie mögen; sie küssen gerne ihre Lieben und schreien vor Freude auch mal auf. Leider ist all dies für die meisten Hunde unangenehm. Zum Glück gibt es Alternativen, die für beide Seiten angenehm sind, vorausgesetzt der Hund zeigte (wie oben beschrieben), dass er gerne Kontakt zu dem Kind aufnehmen möchte:

  • Den Hund immer nur mit einer (durch den Erwachsenen geführten) Hand streicheln
  • Die zweite Hand kann die Hand des Erwachsenen halten, damit sie beschäftigt ist
  • Zwischen dem Streicheln pausieren und bis 5 zählen, um zu sehen ob dem Hund die Interaktion gefallen hat. Kommt der Hund näher oder bleibt er bei Elternteil und Kleinkind, kann weiter mit einer Hand gestreichelt werden
  • Streichelzonen sind die Seite des Hundes und die seitliche Halspartie (nicht der Kopf von oben und nicht die Rute oder der Po des Hundes von hinten)
  • Küsse werden per Handkuss geschickt und in die Luft in Richtung des Hundes gepustet
  • Zum Hund seitlich stehen und sich nicht über ihn beugen, während er gestreichelt wird
  • Der Hund darf jederzeit gehen und hat dafür in alle Richtungen genügend Platz

Kleinkind und Hund essen getrennt

Essen sollte immer getrennt stattfinden, um sicherzustellen, dass das Kind nicht an das Hundefutter geht, um dieses zu probieren/ den Hund beim Fressen aus der Nähe zu beobachten und ihn dabei womöglich zur Verteidigung seines Futters animiert. Zudem kann somit verhindert werden, dass der Hund Lebensmittel aus den Händen des Kindes klaut.

Der Hund kann beispielsweise während der Familien-Mahlzeiten auf seinem Platz, getrennt vom Kind liegen, während das Kleinkind am Tisch isst. Alternativen bietet ein positiv aufgebauter Kennel oder ein Kindergitter. Die Fütterung des Hundes kann in seiner Sicherheitszone stattfinden, die für das Kind tabu ist.

Bedeutet Schwanzwedeln immer, dass der Hund erfreut ist? Oder woran erkenne ich, dass der Hund entspannt ist?

Schwanzwedeln bedeutet entgegen der Volksmeinung nicht immer Freude. Hunde wedeln mit der Rute, wenn sie aufgeregt sind. Dies kann freundlich gestimmt sein, muss es aber nicht.

Fehlende Anspannung im Körper ist ein Zeichen für Entspannung. Dabei spielt das gesamte Ausdrucksverhalten des Hundes eine Rolle:

  • Schnauze inklusive Lefzen: hängend und Schnauze leicht geöffnet
  • Stirn: weder in Falten gelegt, noch glatt nach hinten gestrafft
  • Augen: weder weit aufgerissen mit weißem Halbmond um die Pupillen, noch zu Schlitzen gezogen
  • Ohren: weder stark nach vorne noch nach hinten gezogen
  • fehlendes Aufstellen der Haare in der Rückenpartie
  • Rute: in Neutralposition, weder abgesenkt noch erhöht aufgestellt
  • Beine: nicht steif

Was ist absolut tabu, wenn Kinder auf Hunde treffen?

  • Auf dem Hund sitzen oder auf ihm reiten
  • Wildes Weg- / an Hunden vorbeilaufen: das kann beim Hund Angst oder Jagdverhalten auslösen
  • Ruckartige und schnelle Bewegungen, wie „fuchteln“ mit den Händen oder treten nach dem Hund
  • Geschrei: Hunde haben ein feines Gehör
  • Zerrspiele: Hat der Hund etwas im Maul, so sollte das Kleinkind nicht daran ziehen
  • Hunde nie beim Schlafen, Essen oder Spielen stören!

Eines noch zum Abschluss: Wir Erwachsenen sind Vorbilder und Kleinkinder imitieren uns. Daher ist es wichtig, dem Kleinkind von Anfang an einen respekt- und liebevollen Umgang mit Tieren zu vermitteln und vorzuleben. Dazu gehört, dass Tiere kein Spielzeug sind und sie sich jeder Zeit zurückziehen dürfen.

Kind-Hund

Fotograf: nobbe k

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