Umzug in Amerika: Noch ein Tag bis Charlotte

Kathrin Charlotte 1 Kommentar

Alles ist gepackt. Heute setzen wir uns mit den Nestlingen und unseren zwei Fellnasen ins Auto nach Charlotte. Die 10-stündige Autofahrt teilen wir in zwei erträgliche Häppchen. Heute Abend schlafen wir in einem katzenfreundlichen Hotel in Fredericksburg und morgen Nachmittag sehen wir zum ersten Mal unser neues Haus in echt!!

Umzug-mit-Katze

Warum Charlotte?

„Warum zieht ihr nach Charlotte?“ ist die meist gestellte Frage, die ich in den letzten Tagen beantworten durfte:
„Weil wir Lust darauf haben!“

Es gibt keinen externen Grund oder „Zwang“ für uns, den Ort zu wechseln. Thomas kann weiterhin vom Homeoffice aus arbeiten – von überall aus. Sein Chef gab uns seinen Segen für diesen Schritt. Und ich persönlich folge einfach nur dem starken Ruf meines Herzens – wir haben wirklich viele Orte hier in Amerika in Erwägung gezogen, doch Charlotte fühlte sich letztendlich goldrichtig an (siehe auch Goodbye New York oder Dem Ruf des Herzens folgen).

Warum nicht zurück nach Deutschland?

Ob wir Deutschland nicht vermissen würden – Ob wir gar nicht wieder zurückkommen wollen, wolltet ihr wissen.

Ganz ehrlich?! Wir vermissen Deutschland kein bisschen. Wir freuen uns natürlich Familie & Freunde wiederzusehen, so wie bei unserem Heimatbesuch im letzten Jahr. Und auch auf weitere Treffen in der Zukunft. Doch bei der Frage: „Amerika oder Deutschland?“ sind wir alle geschlossen einer Meinung: Wir bleiben lieber hier!

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Ein kleiner Bach ganz in der Nähe von unserem Haus in Larchmont.

Warum Amerika? Was gefällt euch so an Amerika?

Das ist auch eine oft gestellte und zeitgleich die schwierigste Frage für uns. Vielleicht hat es damit zu tun, dass wir hier komplett unser eigenes Ding durchziehen können? Wir uns nur auf uns Vier konzentrieren können? Weil wir hier so viele Grenzen wie noch nie überschreiten? Uns dadurch immer wieder neue Fragen stellen? Und in diesem Prozess unaufhörlich lernen, lernen, lernen?

Beide Länder haben klar ihre Vor- und Nachteile und in Hinsicht auf soziale Absicherung oder akademische Laufbahn (studieren kostet hier ein kleines Vermögen), ist Amerika sicherlich nicht die erste Wahl. Doch wir kommen hier finanziell sehr gut über die Runden und bis die Nestlinge alt genug fürs College sind, finden wir eine Lösung. Vielleicht sind wir bis dahin ja auch gar nicht mehr hier.

Für jetzt und heute sind wir uns jedoch einig, dass wir unser „Abenteuer Amerika“ gerne fortsetzen möchten. Ohne triftigen Grund. Ohne sinnvolle Erklärung. Einfach nur, weil es sich gut und richtig anfühlt.

Was ist so besonders an Charlotte?

„It is calling me!“ würden die Amerikaner sagen. Es ruft mich. Mag vielleicht bescheuert klingen, aber ich fühle mich wirklich stark angezogen.

Allerdings gibt es auch ein paar wirklich gute Fakten über dieses Fleckchen Erde. Charlotte ist eine florierende Stadt, mit günstigen Mieten, guten Schulen, Kultur & viel Natur. Wir wohnen wieder außerhalb des Stadtkerns und somit ruhiger, aber immer noch nah genug dran, um die vielen Familienangebote nutzen zu können.

Davon abgesehen sagt mir wirklich JEDER, den ich treffe wie toll es dort sein soll – aus eigenen Erfahrungen oder vom Hörensagen. Die Rede ist immer vom „Südstaaten-Charme“ und dass ich mich auf sehr freundliche, offene Menschen gefasst machen darf. Und wie wundervoll die Landschaft ist. Ich bin jedenfalls gespannt wie ein Flitzebogen!

Fühler ausstrecken über das Internet

An dieser Stelle muss ich noch mal loswerden wie glücklich und froh ich über das digitale Zeitalter bin! Damals in Australien habe ich einen schweren Lonely Planet (einen Reiseführer) mit mir herumgeschleppt und dann vor Ort alles erkundet. Heute kann ich mir bequem von meinem jetzigen Wohnort aus, ein ziemlich gutes Bild von meinem neuen zu Hause machen. Ja sogar Kontakte knüpfen und das ist ein unfassbares Geschenk!

Mittlerweile haben sich drei Nestling -Leserinnen aus Charlotte bei mir gemeldet. Zudem habe ich in der Facebookgruppe „Deutsche in Charlotte“ hilfsbereite Verbindungen herstellen können. Mir wurden verschiedene Reitställe empfohlen und sogar eine Deutsche, die nicht nur ein eigenes Pferd hat, sondern in einem Stall arbeitet, der sich auf Pferde Therapie (equine facilitated learning) spezialisiert hat. Es bestehen gute Chancen, dass ich dort einsteigen und lernen darf!

Suchst du gezielt nach Deutschen?

Diese Frage habe ich mir nach dem Schreiben des letzten Absatzes selbst gestellt und vielleicht schießt sie euch ja auch gerade durch den Kopf 🙂

Eigentlich nicht, denn ich mische mich gerne unter die Einheimischen und schicke die Kinder zum Beispiel bewusst nicht auf eine Deutsche Schule. Doch es ist irgendwie beruhigend Gleichgesinnte aus der Heimat in der Nähe zu wissen. Weil gleiche Kultur und gleicher Hintergrund, sprich das Leben im Ausland, aufgrund der extremen Erfahrungen zusammenschweißen. Das ist zumindest meine Erfahrung.

Highlight Räumungsverkauf

Wir haben natürlich ordentlich ausgemistet und einen kleinen Räumungsverkauf mit unseren wertvollsten Sachen veranstaltet. Unser Deal war, dass die Nestlinge 20 % der Einnahmen bekommen und wir 80% an das Tierheim geben, aus dem wir unsere Fellnasen adoptiert haben.

Am Ende befanden sich $303 im Topf. Die Nestlinge nahmen ihre versprochenen 20% freudig entgegen. Ich rundete den Restbetrag auf und brachte gemeinsam mit ihnen $300 in bar ins Tierheim.

Die Mitarbeiter luden uns daraufhin völlig überraschend (denn das Heim ist eigentlich für die Öffentlichkeit geschlossen) für ein paar Minuten ins Katzenbabyzimmer ein! Für uns das absolute Highlight der Aktion!

Tierheim

Schulen: Abmelden und Anmelden

Weniger erfreulich verlief das Abmelden an der Schule. Denn ich hab ehrlich den 21.5. als Umzugstermin angegeben, aber gehofft, dass das Mädchen bis zum Ende des Schuljahres am Online-Unterricht teilnehmen darf. Dem ist leider nicht so. Ihr Zugang wird mit dem 21.5. gesperrt. Und auch auf mein mehrmaliges Anfragen bei der Direktorin, ob man in diesen besonderen Zeiten, in denen so vieles plötzlich möglich ist, nicht eine Ausnahme machen könne, erhielt ich keine Antwort.

Schade, wirklich. Allerdings ist mein Motto ja „Es ist wie es ist“. Und so werde ich mir dann in Charlotte eben Rechen- und Schreibübungen einfallen lassen. Oder einfach zeitig in die Sommerferien starten. Das ist auch okay.

Das Anmelden an der neuen Schule ist leider auch etwas komplizierter. Denn ich habe zwar alle erforderlichen Dokumente ausgefüllt und hingeschickt – aber eines fehlt noch. Hier wird man ja den Schulen zugeordnet, entsprechend des Schulbezirkes, in dem man wohnt. Dafür benötigt man zwei „proofs of resident“, also Belege, dass man wirklich unter dieser Adresse wohnt. Wir haben jedoch gerade nur den Mietvertrag und noch keine „utility bill“ (z.B. Strom-/ Telefonrechnung) oder sonstige Briefe mit unserem Namen und der neuen Adresse drauf. Die Anmeldung muss also warten, bis wir vor Ort sind.

Doch auch damit bin ich im Frieden, denn ich lasse die Nestlinge offiziell mit dem neuen Schuljahr im Herbst starten. Und bis dahin haben wir locker den zweiten Beleg.

Wie zieht ihr um?

Nach kurzem Recherchieren sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir uns einfach einen Truck liefern und ihn zum neuen Haus fahren lassen, ihn aber selbst beladen. Das war schlichtweg die günstigste Variante.

Leider kam er nicht wie abgesprochen am Montag, da ich einen Bestätigungsanruf am Freitag verpasst hatte und am Wochenende niemanden erreichen konnte. Doch er wurde Dienstag Morgen geliefert und wir hatten immer noch reichlich Zeit ihn zu beladen.

Umzugstruck

Bei dem schweren Kram (unserer großen Couch und dem E-Piano), hat uns unser Vermieter – ein junger Kerl mit dem wir uns prima verstehen – mit angepackt.

Ansonsten haben wir nur Regale, kleine Möbelstücke, Fahrräder und Kisten und ich dachte, das macht so einen Umzug im wahrsten Sinne des Wortes leichter. Gestern beim Packen des Trucks haben wir jedoch gemerkt, dass Kleinvieh auch ordentlich Mist macht. Wir waren von früh bis spät damit beschäftigt, den Truck so zu laden, dass nix bei der Fahrt durch die Gegend fliegt. Am Abend waren wir so platt, dass wir alle 21 Uhr schnarchten. 

Umzug

Die Küche bleibt hier! Zum Glück!

Als ich meinen amerikanischen Bekannten erzählte, dass es in Deutschland üblich ist, die Küche mit umzuziehen, guckten sie mich völlig verwirrt an. Und ganz ehrlich? Mit etwas Abstand betrachtet, ist das wirklich eine schräge Eigenart.

Ich brauche keine eigene, „fancy“ Küche in einer Mietwohnung. Nur eine, die gut funktioniert. Und wenn ich sie dafür nicht bei jedem Umzug ab und wieder aufbauen muss – die ganzen Geräte schleppen – darf es auch ein älteres Model sein. Oder eines, das nicht 100% meinem persönlichen Geschmack entspricht. Ich bin jedenfalls extrem froh, dass wir uns darum nicht kümmern müssen!  

It’s time to say Goodbye!

Von den meisten Freunden haben wir nur uns nur per Telefon verabschiedet. Die zwei besten Freundinnen des Mädchens  haben wir noch mal persönlich getroffen, auch ihre Lehrerinnen und natürlich unsere Nachbarn. Wir sind alle ein kleines bisschen traurig, schließlich haben wir hier drei wunderbare Jahre verbracht – wir werden unser Haus und all die lieb gewonnenen Menschen vermissen. Doch die knisternde Vorfreude auf unsere neue Heimat überwiegt. Auch weil wir ein großes Gästezimmer mit Bad haben und hoffen, dass dieses oft und von vielen Besuchern belegt ist!

Abschiednehmen

Es hibbelt und kribbelt 

Seit über einer Woche wache ich spätestens halb fünf auf, weil ich so aufgeregt bin. Damit ich trotzdem entspannt und erholt in den Tag starten konnte, beschloss ich einfach im Bett und im Liegen zu meditieren. Das klappte erstaunlich gut! 

Jetzt ist es 4.53 Uhr und ich tippe fix diesen Bericht fertig, bevor ich die letzten Sachen organisiere. Der Truck wird heute gegen 10 abgeholt, vorher müssen noch die letzten zwei Kisten mit Küchenkram und unseren Pflanzen rein. In Empfang nehmen dürfen wir ihn leider erst nächsten Mittwoch. Doch die paar Tage halten wir sicher aus.

Gegen 11 Uhr möchte ich im Auto sitzen. Mit all den Sachen, die wir für die nächste Woche brauchen in weiche Taschen gequetscht. Damit ich sie problemlos neben die sperrigen Transportboxen für die Miezen stopfen kann. Denn erst wenn die beiden die Fahrt gut überstanden haben, kann ich tief durchatmen. Bis dahin heißt es Daumen drücken, dass auch der Rest des Umzuges so glatt über die Bühne geht!

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Eure hibbelige Kathrin

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