Mit der ganzen Familie nach New York! Für immer?

Kathrin New York 11 Kommentare

Der Entschluss ist gefasst, die Flüge sind gebucht: Im Sommer geht es fünf Wochen nach New York. Das ist allerdings kein ausgedehnter Sommerurlaub, sondern ein kleiner Realitätscheck: Wie komme ich mit den Nestlingen in dieser riesigen Weltmetropole zurecht, während Thomas (in Manhattan) arbeitet? Ist New York eine Stadt, in der wir uns als Familie wohlfühlen? Können wir uns vorstellen für immer oder zumindest für eine längere Zeit dort zu leben?

Das klingt abgefahren? Ja, das ist es allerdings!

What? New York?

Thomas arbeitet bereits seit über einen Jahr für ein amerikanisches Unternehmen – von seinem Arbeitszimmer in unserem Haus in Krefeld aus. Da die berufliche Kommunikation wunderbar auf verschiedenen, virtuellen Kanälen funktioniert, gab es bislang keine dringende Notwendigkeit für einen Umzug. Es reichte, dass Thomas alle paar Wochen in die Staaten flog.

Eigentlich hätte es genau so bis in alle Ewigkeiten weiter gehen können. Also dass Thomas bei Bedarf mit seinen Kollegen skyped und chatted und sich ab und zu in eine Maschine Richtung New York setzt. Jedoch ließ sein Chef des Öfteren durchklingen, dass seine ständige Anwesenheit sicherlich von „great value“ wäre und Thomas, dass er das Angebot schon längst angenommen hätte, wenn er noch wie früher ein Single wäre.

Auswandern? Bitte nicht!

Mir versetzte der Gedanke mit der ganzen Familie nach Amerika auszuwandern, jedoch zunächst einen Schock. Ich dachte an die Freunde und die Familie, die wir hier zurücklassen, wie aufwändig ein Umzug ins Ausland ist (sollen wir alle Sachen mitnehmen oder wieder von Null anfangen?), daran wie unfassbar teuer New York ist (dass wahrscheinlich unser ganzes Geld für den Lebensunterhalt drauf geht und wir uns hier ein schönes Haus mit Garten von leisten können) und natürlich an die Kinder. Verkraften die beiden solch einen einschneidenden Lebenswandel? Bin ich stark genug die beiden aufzufangen, wenn sie die Heimat vermissen? Oder weinen wir uns dann jeden Abend gemeinsam in den Schlaf?

Von diesen Grübeleien abgesehen, weiß ich außerdem genau wie es ist im Ausland zu leben. Im Jahr 2000 reiste ich mit meinem „Working Holiday Visum“ nach Australien, wo ich ein Jahr lang lebte und arbeitete. 2008 wollte ich dann unbedingt in York (Großbritannien) studieren und erst zwei Jahre später kehrte ich mit meinem Master Abschluss nach Deutschland zurück. Diese Lebensabschnitte waren eine enorme Bereicherung und zwar in vielerlei Hinsicht und ich würde wirklich jedem ans Herz legen, zumindest ein paar Monate in ein unbekanntes Land zu gehen. Allerdings kam ich in dieser Zeit auch enorm an meine Grenzen (so allein in der großen, fremden Welt), was mich zwar stärkte, aber mental und emotional viel von mir abverlangte.

Alles in allem hatte ich (vom Reisen abgesehen) mein Fernweh gestillt und für mich festgelegt, dass ich nicht dauerhaft im Ausland leben möchte – ich fühlte mich in Deutschland wohl und verspürte eigentlich keinen Bedarf ein erneutes, längeres Auslandskapitel aufzuschlagen. Vor allem nicht in einer der größten und teuersten Städte der Welt…

Kannst Du nicht diese Entscheidung treffen?

Thomas wäre also am liebsten sofort losgezogen, er hielt sich aber zurück, weil er sah wie sehr mir dieses Thema zu schaffen machte. Ich sagte ihm, dass ich natürlich mit ihm gehe, falls es notwendig ist, aber dass ich absolut nichts dagegen habe in Deutschland zu bleiben. Und Thomas’ Chef versuchte uns zwar augenzwinkernd mit verlockenden Angeboten zu ködern, aber er hätte niemals von uns verlangt zu kommen, wenn dadurch die Familie leidet.

Jeder von uns gab also die Verantwortung an den anderen weiter – niemand von uns wollte eine Entscheidung treffen – und so drehten wir uns monatelang im Kreis.

Probiert es doch einfach mal aus!

Dann brachte eine gute Freundin die zündende Idee: „Warum geht ihr nicht einfach für zwei bis drei Monate nach New York und haltet eure Wohnung hier solange? Falls es euch gefällt, zieht ihr hin, falls nicht, habt ihr nicht direkt alle Zelte abgebrochen, sondern könnt sofort zurück!“

Das war’s! Ein super Vorschlag wirklich, denn so können wir uns die Stadt in Ruhe anschauen, ein bisschen amerikanische Spielplatzluft schnuppern (hust, krächz, Smog, keuch), herausfinden, wo es familienfreundliche Stadtteile gibt und ob die Lebensunterhaltskosten wirklich so hoch sind wie alle immer sagen.

Innerhalb weniger Tage buchten wir die Flüge und wir suchten uns eine Unterkunft, allerdings nur für fünf Wochen. Zum einen weil uns eine Bleibe für diese kurze Zeit schon knapp 4000 Dollar kostet und wir ja hier unsere Miete weiterhin zahlen müssen. Zum anderen weil fünf Wochen sicherlich ausreichen, um einen guten Eindruck von der Stadt und ihren Möglichkeiten bzw. ihren Kehrseiten zu erhalten.

Angst geh weg – Abenteuer ich komme!

Nachdem ich mehrere Monate eine innerliche Abwehrhaltung eingenommen hatte, fragte ich mich irgendwann, warum ich eigentlich so blockiert bin, denn noch vor ein paar Jahren hätte ich wahrscheinlich sofort die Koffer gepackt. Lag das am Alter? Oder an den Kindern? Schließlich trage ich ja nicht mehr nur die Verantwortung für mich alleine, wir haben zwei Nestlinge im Schlepptau, deren Wohlergehen uns sehr am Herzen liegt.

Aber im Grunde war es egal, warum ich mich gedanklich so stark dagegen wehrte, Fakt war, dass sich große Zweifel und Ängste in mir ausbreiteten. Als ich mir meiner Ängste bewusst wurde, flog mir zufällig ein inhaltlich passender Artikel meiner Lieblingsseite „My Monk“ zu, in dem Blogger Tim drei Fragen formuliert, mit der sich seiner Meinung nach Ängste lindern lassen:

  1. Was ist das Schlimmste, das mir passieren kann?
    (Wir leiden alle wie Hölle in New York, weil wir unser ganzes Geld für eine schäbige Hütte ausgeben, in der wir uns nicht wohl fühlen und weil wir trotz aller Bemühungen keinen Anschluss finden)
  2. Was kann ich tun, wenn das Schlimmste eintritt?
    (Wir können wieder nach Deutschland zurück gehen.)
  3. Was ist das Beste, das mir passieren kann?
    (Dass wir ein hübsches Heim und nette Menschen finden, mit denen wir gerne Zeit verbringen und dass wir völlig neue, positive Erfahrungen in einer uns unbekannten Welt sammeln.)

Als ich mir die Chancen und die Risiken so klar vor Augen zu führte, konnte ich mich tatsächlich mit dem Gedanken anfreunden, dieses Abenteuer gemeinsam mit Thomas zu wagen. Denn da öffnet sich gerade eine Tür für uns und ich wüsste schon gerne, was sich dahinter verbirgt. Vielleicht bleibt es bei einem langen Städtetrip, weil sich meine Befürchtungen bewahrheiten. Aber dann können wir die Entscheidung gegen das Auswandern zumindest aus eigener Erfahrung fällen und nicht auf der Basis von unseren Vorstellungen und den Erzählungen anderer. Oder aber wir kehren tatsächlich mit dem Wunsch zurück, ein neues Leben in New York zu beginnen. We will see.

Jetzt freue ich mich erst mal auf unsere Reise und überlege in Ruhe, was ich alles mitnehmen muss, was ich mir dringend anschauen möchte und welche „Recherche-Aufgaben“ auf die To-Do-Liste gehören. Schließlich müssen wir irgendwie herausfinden, wo es sich halbwegs vernünftig leben lässt (wo sind beispielsweise gute Kindergärten und Schulen) und da habe ich im Moment noch keine Ahnung wie ich das angehen soll.

Wer von euch New York Erfahrung mit Kindern gesammelt hat (egal ob Urlaub oder „echtes Leben“), darf mich übrigens gerne mit Tipps und Hinweisen zuschütten. Aktuell bin ich nämlich dankbar für jeden greifbaren „Survival Tip“.

Eure aufgeregte
Kathrin

 

 

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