12 einfachen Wege, wie du deinem Kind Obst und Gemüse schmackhaft machst

Kathrin Beikost 8 Kommentare

Gesunde Ernährung ist wichtig für Kinder, doch wie lernen sie, Obst und Gemüse mit Genuss zu verspeisen? Mit einer guten Portion Gelassenheit und diesen zwölf Tipps:

1. Sei ein gutes Vorbild

Wie schaut dein täglicher Speiseplan aus? Wie oft greifst du zu Obst und Gemüse? Diese Fragen sind wichtig, weil deine Vorlieben das Essverhalten deines Kindes beeinflussen. Kinder registrieren, ob ihre Eltern Früchte oder lieber Fruchtbonbons bevorzugen und treten – auch was das Essen anbelangt – in ihre Fußstapfen.

Achte demnach auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Mache Obst und Gemüse zu einem selbstverständlichem Bestandteil deiner Mahlzeiten und gehe so mit gutem Beispiel voran. Dein Kind wird sich an deinem Vorbild orientieren – es liegt also in deiner Hand, welche (Geschmacks-) Richtung es einschlägt.

2. Iss gemeinsam mit deinem Kind!

Alleine essen macht keinen Spaß – alleine Obst und Gemüse essen erst recht nicht. Unser Mädchen futtert mehr Pflanzenkost und vor allem mit mehr Begeisterung, wenn ich diese bei den gemeinsamen Familienmahlzeiten anbiete und selbst esse. Denn Kinder, vor allem Kleinkinder, wollen meist genau das futtern, was Mama und Papa gerade kauen. Das gilt nicht nur für Eis und Süßigkeiten. Kinder schielen genauso neidisch auf mit Gurke und Paprika belegte Brote.

3. Gesunde Ernährung von Beginn an

Das bringt mich zum wichtigsten Punkt: Biete vom ersten Beikosttag an (gerne zusätzlich zum Brei) Obst und Gemüse in seiner reinsten Form an (siehe „Beikosteinführung: Fingerfood statt Brei„). Warum?

1. Babys sind neugierig und offen für alles. Sie stecken sich mit großer Freude in den Mund, was sie in die Hand bekommen.

2. Sie können so den unverfälschten Geschmack von Karotte, Kartoffel, Banane & Co erkunden. Pürierte Speisen (vor allem Breie mit vermischten Obst- und Gemüsesorten) schmecken anders.

3. In den ersten beiden Lebensjahren werden die „Geschmacksweichen“ gestellt. Lernen Kinder in dieser Zeit frisches Obst und Gemüse kennen und zu schätzen, greifen sie erfahrungsgemäß auch später gerne zu.
Erhält ein Baby dagegen nur Brei oder gar Fertignahrung (Gläschen), wirkt sich das auf seinen Geschmackssinn aus. Breie, ob selbst gemacht oder gekauft, werden meist mit Säften oder Obstmus angereichert. Gläschen enthalten zudem Zusatzstoffe und Aromen. Ist ein Kind einmal auf „süß“ getrimmt, fällt die Umstellung auf pures Gemüse oft schwer. 

Du bist nicht sicher, wie du deinem Baby Obst und Gemüse als Fingerfood anbieten kannst? Dann schau dir diese beiden Artikel von mir (mit Fotostrecken und wichtige Informationen) genauer an:

Baby-led Weaning: Geeignetes Obst

Baby-led Weaning: Geeignetes Gemüse

4. Vorlieben und Abneigungen respektieren

Auf Obst lassen sich fast alle Kinder ein – obwohl sie nicht immer alle Obstsorten gleich gerne essen, bei Gemüse ist es oft etwas schwieriger. Manche Kinder mögen lieber rohes Gemüse als gekochtes, einige bevorzugen es einzeln und nicht vermischt und süße Sorten wie Paprika und Karotte sind beliebter als bitteres Gemüse wie Chicoree und Rosenkohl.

Respektiere die Vorlieben und Abneigungen deines Kindes bezüglich des Essens, auch wenn es dir schwerfällt. Dein Kind muss nicht jedes Obst und Gemüse, welches auf den Tisch kommt essen. Freue dich lieber, wenn es bei einigen Sorten mit Appetit zulangt.

5. Vorlieben einbeziehen – Kinderrezepte mit Gemüse

Was ist dein Kind gerne? Wie lassen sich diese Speisen mit Gemüse aufpeppen? Dir fehlen Inspirationen? Hier sind fünf Vorschläge:

1. Zu Nudeln passen beispielsweise Gemüsesaucen – dafür Paprika, Zucchini, Tomate oder ähnliches klein würfeln, kurz anbraten zu einer leckeren Tomatensauce verarbeiten. Zum Schluss kurz pürieren und schon finden Nörgler keine Spur mehr vom Gemüse.
2. Wie wäre es mit selbst gemachter Gemüsepizza? Hier findest du ein schnelles Pizzateig-Rezept für den Brotbackautomaten. Den Teig kannst du beispielsweise mit Champignons, Paprika, Mais, Spinat, Tomaten, Brokkoli belegen. Ein wenig Käse darüber und fertig ist die leckere und ausgewogene Mahlzeit.
3. Schon herzhafte Pfannkuchen probiert? Nein? Dann schau dir dieses Gemüse-Pfannkuchen Rezept an. Ich sag nur: „Mmmmhhhh!!“
4. Ein schmackhaftes und kindergeeignetes Gericht mit der tollen Knolle: Lauch-Kartoffelpuffer mit Tomatensalat.
5. Kartoffelbrei mal anders?
Wähle milde Gemüsesorten, wie Karotte, Sellerie oder Pastinake: Klein würfeln, kurz anbraten oder dünsten und unter den Kartoffelbrei rühren. Ist dieser auch noch selbst gemacht, ergibt das eine wohlschmeckende Vitaminbombe.

Kinder lieben einfache Gerichte ohne starke Gewürze!

6. Knackige Zwischenmahlzeiten

Bei mundgerechten Obst- und Gemüsehäppchen greifen große und kleine Menschlein beherzter zu, als wenn ganze Früchte auf dem Tisch liegen.

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Biete deinem Kind deswegen regelmäßig in appetitliche Happen geschnibbeltes Obst und Gemüse an. Denke an Punkt 2 „Iss gemeinsam mit deinem Kind“ und bediene dich ebenfalls.

Für unterwegs eignen sich gut verschließbare Dosen und Zahnstocher. Letztere helfen beim „Herausfischen“ – ein großer Spaß für Knirpse, der gleichzeitig die Finger sauber hält. 

7. Smoothies  

Eine frische und gesunde Abwechslung bieten die sogenannten Ganzfruchtgetränke oder einfacher: püriertes Obst und Gemüse.
Die bevorzugten Früchte schälen und entkernen. Anschließend mit dem Messer in kleine Stücke schneiden und in einen Mixer geben beziehungsweise mit einem Pürierstab zerkleinern (wir benutzen den ESGE Zauberstab).

Ich püriere regelmäßig Obst – hauptsächlich Banane, Mango, Ananas, Orange und Apfel – welches wir zum Frühstück oder als Nachmittagssnack verspeisen.

Smoothie

Ich liebe Smoothies. Für die Portion auf diesem Foto pürierte ich eine Banane, eine dicke Scheibe Ananas und eine halbe Orange.

Es gibt auch sogenannte grüne Smoothies, bestehend aus Blattgemüse (Spinat- oder Salatblätter) und Früchten. Ein neuer Trend, an den ich mich noch nicht heran getraut habe. Probierfreudige finden zum Beispiel hier eine Vielzahl an Rezepten. Vielleicht eine überzeugende Variation für Gemüsemuffel?

8. Geduld statt Zwang

Manche Kinder lehnen auf einmal etwas ab, was sie wochenlang gerne aßen oder sie reagieren (meist ab dem 18. Lebensmonat) grundsätzlich skeptisch auf Obst und Gemüse. Das ist eine normale, evolutionsbiologische Reaktion (Neophobie) und kein Grund zur Sorge.

Biete weiterhin ausgewogene, gesunde Kost an und lasse dein Kind entscheiden, was es wann essen möchte. Einige Kinder brauchen unzählige Anläufe, bis sie sich an etwas (neues) heranwagen. Bleib entspannt und gelassen, selbst wenn dein Kind partout nicht probieren möchte.

„Zwingt man Kinder etwas Bestimmtes zu essen, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass das Produkt angenommen wird.“

Hier noch ein schönes Video von Kinderarzt Herbert Renz-Polster zu diesem Thema.
Warum Kinder (zumindest phasenweise) kein Gemüse mögen:

9. Keine Bestechung

„Du bekommst erst Schokolade, wenn du deine Erbsen aufgegessen hast.“ Bestechungen dieser Art sind weder fair noch gesund. Warum?

1. Kinder lernen auf diese Weise, dass Süßigkeiten besser sind als Gemüse. Es wird eine negative, äußerst ungünstige Verknüpfung mit gesunden Nahrungsmitteln geschaffen. „Gesund“ bedeutet: „Ich muss das essen, obwohl ich es nicht will.“ (siehe „Eltern, hört endlich auf, von gesundem Essen zu reden!„)
2. Kinder futtern so mehr, als ihnen gut tut. Sie wollen Schokolade und um an diese heranzukommen, müssen die Erbsen weg. Was werden sie wohl machen?
3. Das natürliche Gefühl für Hunger und Sättigung geht dadurch verloren. Jeder Mensch, egal wie klein, sollte aufhören zu essen, wenn er satt ist und nicht erst wenn der Teller leer oder ein bestimmtes Ziel erreicht ist. Passiert letzteres häufiger, kann Übergewicht die Folge sein.

10. Extrawurst?

Was tun, wenn Kinder das angebotene Essen verschmähen, obwohl sie noch nichts gegessen haben?
Fakt ist, dein Kind wird nicht zum Gemüsefan, wenn du die verweigerten Gemüsegerichte permanent durch seine Leibspeise ersetzt, erst recht nicht, wenn es sich um ungesunde Alternativen, wie Pommes, Nutella-Brot oder andere fettige beziehungsweise süße Speisen handelt.

Eltern sorgen sich verständlicherweise, wenn der Nachwuchs Nahrung ablehnt, doch Kinder verhungern nicht freiwillig vor einem prall gefüllten Teller. Sie lernen allerdings schnell, dass ihre Essenswünsche erfüllt werden, wenn sie nur laut genug protestieren. Damit daraus weder ein Dauerkonflikt noch eine einseitige Ernährung entstehen, ist es wichtig gegenzusteuern:

1. Biete Deinem Kind regelmäßig (zum Frühstück, Mittag, Abendbrot und zu den Zwischenmahlzeiten) nahrhafte und gesunde Nahrungsmittel an.
2. Vertraue darauf, dass dein Kind etwas isst, wenn sein Körper es braucht.
(Sie wachsen nicht, weil sie gegessen haben, sondern sie essen, weil sei wachsen!)
3. Zwinge es nicht zum Essen, wenn es nicht mag.
4. Biete deinem Kind eine gesunde Alternative an, wenn du möchtest.
5. Ersetze gesunde Speisen nicht durch ungesunde Snacks.
6. Versuche es nicht mit „Leckereien“ zu locken beziehungsweise es damit zum Essen von gesunden Nahrungsmitteln zu überreden (siehe Punkt 9 „Keine Bestechung“).

Bei uns läuft das so:
Es kommt in der Regel ein Gericht für alle auf den Tisch. Zaubere ich etwas Exotisches mit schärferen Gewürzen, nehme ich ihr vor dem Würzen etwas für unser Mädchen ab. Sie darf sich immer aussuchen, was sie (von dem, was ich ihr anbiete) essen möchte und so futtert sie mittags manchmal Nudeln pur statt Nudeln mit Sauce oder sie isst Kartoffel und Ei ohne Spinat. Sollte sie eines Tages eine komplette Speise nicht mögen, darf sie dann stattdessen ein herzhaftes Brot mit frischem Gemüse essen. Es gibt Tage, an denen unser Mädchen nur drei Nudeln isst, dafür verputzt sie an anderen drei Portionen.
Ich sage ihr, was sie essen darf und sie zeigt mir wie viel sie davon essen möchte.

Das bedeutet übrigens nicht, dass dein Kind von nun an nur gesunde Sachen essen darf. Naschen in Maßen ist wichtig, denn „ein restriktiver Umgang mit bestimmten beliebten Lebensmitteln (Süßes, Knabbereien) erhöht die Vorliebe dafür anstatt sie zu senken“ (siehe „Neophobie„).

Kleine Mengen Süßigkeiten sind kein Problem, wenn ansonsten die Ernährung stimmt.

11. Gemeinsam einkaufen und kochen  

Kinder in die Essensvorbereitungen mit einzubeziehen hat mehrere Vorteile:

1. Gemeinsamen Einkaufen fördert den bewussten Umgang mit Nahrungsmitteln.
Welche Zutaten brauche ich? Wie heißen sie? Wie sehen sie aus? Wo kann ich sie kaufen? Wo kommen sie her?
2. Kinder lernen zu kochen. 
Unser Mädchen kocht mit mir (stehend auf einem Stuhl am Herd) seit dem sie circa 18 Monate alt ist. Sie darf die Zutaten mit einem Messer „zerhackstückeln“, sie rührt in den Töpfen und würzt anschließend mit Salz und Kräutern. Sie hilft mir mit Begeisterung und vollbrachte Tätigkeiten wie Eier aufschlagen, erfüllen sie mit Stolz.
3. Gemeinsames Kochen fördert die Lust am Probieren.
Bei uns wird bereits während der Zubereitung genascht – natürlich auch Gemüse 🙂
4. Stehen regelmäßig selbst zubereitete, frische Speisen auf dem Tisch, erfährt dein Kind eine positive Frühprägung (siehe Punkt 3 „Gesunde Ernährung von Beginn an“).

Unser Mädchen (2,5 Jahre) beim unfallfreien Eier aufschlagen.

Kochen mit Kindern dauert anfangs natürlich länger und erfordert viel Geduld seitens der Eltern. Vor allem wenn die Küche anschließend aussieht wie ein Schlachtfeld. Die Investition lohnt sich allerdings, weil sie nicht nur die Selbstständigkeit deines Kindes fördert, sondern auch seine Freude am Essen.

12. Vermeide großes Tamtam  

Es ist egal, ob dein Kind fünf Brokkoliröschen gegessen hat oder zwanzig oder gar keins. Dein Kind wird sich holen, was es braucht – sofern es aus einem breiten und gesunden Spektrum an Nahrungsmitteln wählen darf. Je stärker du Ablehnungen dramatisierst, je mehr Aufmerksamkeit du dem Essverhalten deines Kindes schenkst, desto größer ist die Gefahr, dass dein Kind sich absichtlich damit in den Mittelpunkt stellt.

Ja richtig, Kinder benutzen Essen auch dazu, im Mittelpunkt zu stehen. Deswegen ist es besser nicht allzu intensiv auf Abneigungen einzugehen. Einfach mal weghören. Nicht alles kommentieren. Wenn dein Kind keinen Brokkoli mag, dann bleibt er eben liegen. Oder auch nicht, weil du dich über eine Extraportion leckeren Brokkoli freust und ihn genüsslich auffutterst 🙂

Fazit

Essen ist mehr als gute Ernährung. Essen soll Freude bereiten und eine positive Erfahrung darstellen. Lege das Augenmerk deswegen nicht nur auf Tischmanieren und das Verzehren von gesunden Speisen, vermittle deinem Kind lieber in einer entspannten Familientisch-Atmosphäre, was es bedeutet Spaß am Essen zu haben. Zeige ihm, was es heißt mit allen Sinnen (Obst und Gemüse) zu genießen. So wird dein Kind einen ganz eigenen, aber sicherlich guten Geschmack entwickeln.

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